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Tierethik - Der Comic zur Debatte

Einen ganz herzlichen Dank an das Veganbrunchteam Saarlouis für die großzügige Spende von 250,oo € für unseren Lebenshof!

Paula ist wieder da!

Paula, die kleine Großstadttaube

der beliebte Comic "zum Nachdenken" für groß und klein (in 4 Farben)

Skript zum Vortrag

 

„Geschlechterbedingte Ungleichheit und der Versuch, fair miteinander umzugehen“

 

der am 13.03.2016 beim Veganbrunch Saarbrücken gehalten wurde

Hunde wohnungsloser Menschen

wenn der Hund der einzig verlässliche Partner ist

 

Total Liberation Interview 3

– TVG Saar e.V.


Unterstützung und Solidarität für die mutigen Besetzer*innen des Hambacher Forsts

03. Mai 2015 Hambacher Forst
03. Mai 2015 Hambacher Forst

Provokation und übelster "roll back" im saarl. "Tierschutz"

Protestaufruf vor Zoo Neunkirchen 18. Juni 2015

 

nazis und Tierrechte

Transkript des Referats von Colin Goldner
Transkript des Referats von Colin Goldner
Nazis und Tierrechte Broschüre.pdf
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36-seitige Broschüre zum Referat
36-seitige Broschüre zum Referat

 

Buchtipp:

Deutsche Erstausgabe 2014
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in eigener Sache

 

Strafanzeige durch "Tierschützer"

 

Sämtliche Vorwürfe gegen Tierversuchsgegner waren frei erfunden

 

 

 

 

Flyer

 

Speziesismus, soziale Hierarchien und Gewalt

Birgit Mütherich

Birgit Mütherich ist Sozialwissenschaftlerin und Autorin des Buches " Die Problematik der Mensch- Tier- Beziehung in der Soziologie: Weber, Marx und die Frankfurter Schule“ (2. Aufl. Münster 2005). Neben der Soziologie der Mensch-Tier-Beziehung und multidisziplinären Ansätzen im Bereich der 'Human Animal Studies' zählen zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten Themen der Friedens-, Konflikt- und Gewaltforschung sowie der Gender- und Alteritätsforschung.

 
"Speziesismus, soziale Hierarchien und Gewalt"
 

Der Text basiert auf einem Vortrag, den die Autorin auf dem Tierrechtskongress in Wien (16.-19. September 2004) gehalten hat und zeigt anhand einiger Beispiele auf, wie mit Hilfe des speziesistischen Denkens sowohl für Tiere als auch für menschliche Gruppen Ausgrenzungsmuster konstruiert werden, die zu deren Unterdrückung und massenhafter Ausbeutung führen.

 

Seit der Antike existiert in der westlichen Denkweise ein binäres Wertemuster, das "naturgegebene" Hierarchien impliziert und auf diese Weise zur Entwicklung und Festigung unterschiedlicher Unterdrückungsmechanismen beiträgt. Die dualistische Ideologie schafft einen Rahmen für Wertvorstellungen, die für die herrschenden Gruppen eine ideale Möglichkeit zur Selbstaufwertung und zur gleichzeitigen Abwertung des jeweils Anderen bieten. Die kulturelle Konstruktion von

Gegenbegriffspaaren mit einer "positiven" und einer "negativen" Seite, die Ontologisierung und die Verinnerlichung in alltäglichen Handlungsmustern liefert so eine durchgängige Legitimation für Unterjochung und Gewalt. Frauen, Schwarze, Indigenas und Tiere werden dem (begrifflichen) Raum der "Natur" zugeordnet, der im Rahmen des repressiven dualistischen Denkens den Gegensatz zur "Kultur" (und damit zum männlichen, weißen, "zivilisierten" Menschen) bildet und als untergeordnete und minderwertige "Seinssphäre" betrachtet wird.

Da eine solche traditionell verankerte Herrschaftslogik die Ausbeutung aller Individuen, die im weiteren oder engeren Sinne als "naturnah" gelten, legitimiert, müssen ihre Wurzeln und Strukturen neu, d. h. unter Einschluss des Speziesismus kritisch beleuchtet werden.

 

Einleitung

 

Die Tierrechtsidee steht - analog zur Menschenrechtsidee - für eine Auffassung vom Umgang mit dem Anderen, der auf Kommunikation, Respekt, (präskriptiver) Gleichheit und Gerechtigkeit beruht.

Angesichts der realen Verhältnisse wären jedoch schon unterhalb dieser positiven Verhältnisbestimmung die Eindämmung der hemmungslosen Gewalt gegen Tiere und die Zuerkennung des Rechts auf physische und psychische Unversehrtheit ein enormer Fortschritt.

Das Problem ist nur: obwohl die genannten positiven Prinzipien bekanntlich in der Ideengeschichte und während der langen Entwicklung demokratischer Gesellschaftskonzepte und ihrer Umsetzung in die Praxis vielfach proklamiert wurden, sind sie bis zum heutigen Tag auch im zwischenmenschlichen Bereich - von der privaten Lebensgemeinschaft bis in die internationale Politik - nicht durchgehend verwirklicht worden.

Wie also kann es angesichts der problematischen Lage bei den menschenrechten mit ihrer viel älteren Rechtstradition gelingen, die Anerkennung der Grundrechte für tierliche Individuen gesellschaftlich und politisch durchzusetzen?

Hier gibt es etliche konstruktive Antworten und praktische Wege, die aber durch theoretische Analysen ergänzt werden müssen, denn beides gehört zusammen wie Diagnose und Therapie im medizinischen Bereich. Man kann also z. B. fragen: Was blockiert die Ausweitung der Tierrechtsidee am meisten? Man kann auch weiter fragen: Gibt es möglicherweise eine Verbindung zu den "Blockade-Gründen" für Menschenrechte? In den letzten Jahren haben viele Autorinnen und Autoren aus der Philosophie, die der Tierrechts-, der Menschenrechts- und der feministischen Bewegung nahe stehen, darauf hingewiesen, dass die systematische Ausbeutung und Vernichtung von Lebewesen auf Grund ihrer Nichtzugehörigkeit zur menschlichen Gattung - dieses Phänomen wird bekanntlich als Speziesismus bezeichnet - moralisch ebenso verwerflich ist wie andere Ausgliederungs- und Unterdrückungsstrategien. Die wohl bekanntesten Vorurteils- und Ausschließungsmuster sind der Rassismus, die Diskriminierung auf Grund der Hautfarbe bzw. einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit und der Sexismus, die Diskriminierung auf Grundlage der Geschlechtszugehörigkeit, die sich faktisch fast immer auf Frauen bezieht. Die ethisch begründete Verurteilung von Rassismus, Sexismus, Speziesismus und anderen Ausgrenzungsformen ist wichtig, bleibt aber ein politisches Bekenntnis oder eine moralische Proklamation, wenn sie nicht die "Krankeitsursachen" in den Blick nimmt.

An dieser Stelle möchte ich ansetzen und einen kleinen Beitrag zur Analyse bzw. "Diagnose" liefern, indem ich deren Gemeinsamkeiten und kulturelle Wurzeln beleuchte und nach ihren Funktionen innerhalb des - äußerst einflussreichen - westlichen Zivilisationsmodells frage.

 

1. Grundelemente der westlichen Kultur: Hierarchie und Herrschaft

 

Obwohl fast alle Kulturen in gewissem Umfang eine Unterwerfung tierlicher Individuen und Gesellschaften und ihre "Be-Nutzung" für die Zwecke der menschlichen Gemeinschaft kennen, hat die westliche Zivilisation spätestens im Zuge der Industrialisierung ein Ausbeutungs- und Verwertungssystem entwickelt, das an Perfektion kaum zu überbieten ist.

 

Einer der wesentlichen Gründe für die große Zielstrebigkeit, mit der die Unterwerfung anderer Arten auch bereits lange vor dieser Epoche betrieben wurde, ist der traditionell tierf verankerte Glaube an "natürliche" Hierarchien, die sich meist schlicht auf faktische Macht und den Willen zur Herrschaftsabsicherung gründen. Im Verlauf ihrer über zweitausendjährigen theoretischen und praktischen Ausarbeitung hat sich diese Grundüberzeugung in den verschiedensten Erscheinungsformen der materiellen Kultur und im gesamten kollektiven System der westlichen Weltdeutung, ihrer Werteordnung und Gesellschaftsauffassung fest verankert.

 

In sehr anschaulicher Weise hat Max Horkheimer schon 1934 das Gebilde aus Herrschaft, Ohnmacht und Gewalt in Form eines globalen "Wolkenkratzers" als eines "Querschnitt(s) durch den Gesellschaftsbau" beschrieben. Ausgehend von dessen Spitze und hierarchisch gegliedert nach gesellschaftlicher Macht, Ohnmacht und individuellem wie kollektivem Elend birgt diese Pyramide an erster Stelle die konkurrierenden "Trustmagnaten der verschiedenen kapitalistischen Mächtegruppen", darunter die "Etagen" der kleineren Magnaten, politischen Handlanger, Militärs, Professoren und Handwerker; unterhalb gefolgt vom Proletariat, den Arbeitslosen, Armen und Kranken. Darunter beginne das "eigentliche Fundament des Elends" in Terrorstaaten und Dritter Welt.

Auf der untersten Stufe dieser Herrschafts- und Unterdrückungspyramide ist nach Horkheimer das Leben der Tiere angesiedelt, das er wie folgt beschreibt:

"Unterhalb der Räume, in denen millionenweise die Kulis der Erde krepieren, wäre dann das unbeschreibliche, unausdenkliche Leiden der Tiere, die Tierhölle in der menschlichen Gesellschaft darzustellen, der Schweiß, das Blut, die Verzweiflung der Tiere."

 

2. Speziesismus

 

Ganz im Gegensatz zur buddhistischen oder hinduistischen Kultur, die auf Grund einer negativen Bewertung des Leidens prinzipiell alle Lebe wesen unter das Gebot des Ahimsa, d. h. des Nicht-Schädigens/Nicht-Verletzens stellen, hat die westliche Kultur in Anlehnung an ihre Hierarchievorstellung einen ausgeklügelten und historisch flexiblen Begründungszusammenhang für die Bestimmung der Höher- und Minderwertigkeit von Individuen entwickelt. Hierzu gehört ein umfangreiches Legitimationssystem für den Einschluss und Ausschluss bestimmter Gruppen.

In der westlichen Hierarchie der Lebensformen besitzt die Gruppe der Tiere, d. h. nach alltagssprachlichem Verständnis: die Gruppe der Mitglieder anderer Arten, zweifellos den niedrigsten Status. Als nach wie vor überwiegend objekthaft betrachtete Lebewesen werden tierliche Individuen gemeinhin noch nicht einmal als Teil des sozialen Systems, sondern allenfalls als materielle, symbolische oder kommunikative Ressourcen der menschlichen Gesellschaft aufgefasst. Der hierfür verantwortliche, kulturell tief verankerte Vorurteils-, Begründungs- und Handlungskomplex kann mit dem von Richard D. Ryder in den 1970-er Jahren entwickelten Begriff des Speziesismus bezeichnet werden. Analog zu den Vorurteilskomplexen des Rassismus und Sexismus beschreibt der Speziesismus in erster Linie die ethische und moralische Ungleichbehandlung bzw. Nichtberücksichtigung von Lebewesen auf Grund ihrer Spezieszugehörigkeit. Aus soziologisch-empirischer Sicht erfasst der

Begriff den Tatbestand der institutionalisierten und im industriellen Maßstab realisierten systematischen Kontrolle, Unterdrückung, Ausbeutung und Tötung von Individuen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spezies bzw. - allgemein - ihrer Nichtzugehörigkeit zur menschlichen Spezies.

Diese Prozesse vollziehen sich jedoch nicht nach irgendwelchen Naturgesetzen, sondern werden von gesellschaftlichen Akteuren, Gruppen und Institutionen, und damit von bestimmten Interessen getragen, denen eine außerordentlich große Definitionsmacht zukommt.

In diesem Sinne lässt sich die von Albert Memmi präsentierte Definition des Rassismus auch auf den Speziesismus anwenden:

Danach wären sowohl der Rassismus als auch der Speziesismus "die verallgemeinerte und verabsolu- tierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggression gerechtfertigt werden soll." (4)

Memmi nennt vier Elemente der rassistischen Einstellung, die ebenso erhellend für die speziestische Einstellung sind, die sich - in Übertragung - folgendermaßen charakterisieren lässt:

  1. Die nachdrückliche Betonung von tatsächlichen oder fiktiven Unterschieden zwischen dem Speziesisten und seinem Opfer.
  2. Die Wertung dieser Unterschiede zum Nutzen des Speziesisten und zum Schaden seines Opfers.
  3. Die Verabsolutierung dieser Unterschiede, indem diese verallgemeinert und für endgültig erklärt werden.
  4. Die Legitimierung einer - tatsächlichen oder möglichen - Aggression oder eines - tatsächlichen oder möglichen - Privilegs.

 

Diese aufeinander aufbauenden Elemente eines Ausgrenzungsprozesses finden sich in identischer Weise im so genannten Mensch-Tier-Vergleich in speziesistischer Perspektive:

• Sie reichen von der Differenzbestimmung (Beispiel: Tiere sehen anders aus, verhalten sich anders, besitzen weniger oder keine intellektuellen Fähigkeiten, Tiere lesen keine Bücher, können keine Autos

bauen ...)

• über die Bewertung, die Verallgemeinerung und die Unwandelbarkeit der Differenzmerkmale (Beispiel: ihr Verhalten ist im Gegensatz zum menschlichen abstoßend, unkultiviert o. ä.; sie besitzen grundsätz-

lich keine geistigen Fähigkeiten und werden sie nie besitzen ...)

• bis zur gewünschten Schlussfolgerung, der Legitimierung von Aggression: (Beispiel: Weil sie anders aussehen, sich - im negativen Sinne interpretiert - anders verhalten als wir es tun, weniger oder

keine geistigen Fähigkeiten besitzen, können wir sie benutzen, ausbeuten und töten.)

 

Interessanterweise kommt der Rassismusforscher Memmi, der im übrigen selbst diverse speziesistische Formulierungen und Thesen verwendet, zu dem Schluss, dass Rassismus "genau genommen ... eine Theorie des biologischen Unterschieds (bedeutet)." (5)

Die fundamentale Theorie des biologischen Unterschieds aber, die eine wesentliche Grundlage aller Rassen- und Geschlechterideologien sowie sonstiger intrahumaner Theorien der Höher und Minderwertigkeit darstellt, bildet der Speziesmus

 

3. Tier-Begriff und Mensch-Tier-Dualismus

 

Die tief in der westlichen Tradition verwurzelte speziesistische Ideologie beginnt nicht erst bei der realen Ausbeutung tierlicher Individuen, sondern durchzieht die gesamte Kultur, ist ein Teil der von Galtung so bezeichneten verinnerlichten Tiefenstruktur dieser Zivilisation, die im kollektiven Unbewussten verhaftet ist und daher bislang kaum hinterfragt wurde.

Zentral für die speziesistische Ideologie ist der Tier-Begriff. Wenngleich er auch als biologische Kategorie eine gewisse Klarheit und Legitimität besitzt, ist er außerhalb der wissenschaftlichen Systematik höchst problematisch, wenn nicht unbrauchbar: Gemäß der biologischen Taxonomie bilden "Tiere" im Gegensatz zu Pflanzen eine Großgruppe von Millionen von Spezies, die sich durch gemeinsame Merk- male wie z. B. Sinnesorgane, Erbkoordinationen sowie - graduell verschieden - durch Lernvermögen und Gedächtnis auszeichnen. Hierzu gehören Fadenwürmer ebenso wie Fische oder die Gruppe der Säugetiere, d. h. Katzen, Mäuse, Gorillas und Menschen. Angesichts dieser enormen Vielfalt könnte man davon ausgehen, dass der ganze Planet - bis auf die Pflanzen - mit Tieren, und das heißt u. a. auch mit menschlichen Tieren bevölkert ist. Hier beginnt jedoch die Crux, da die kulturell generierten Vorstellungsfelder und Sprachsysteme jenseits der naturwissenschaftlichen Systematik diese Entwicklung nicht mit vollzogen haben. Hier dominiert die Absetzung "des Menschen" vom "Tier", die von einer nur deskriptiven, wertneutralen über eine hierarchisch-asymmetrische bis zu einer dichotomen bzw. dualistischen Bedeutungszuweisung reicht:

Gegen alle Empirie und Logik bilden "Mensch" und "Tier" im gesellschaftlichen Allgemeinverständnis etwas Grundverschiedenes, teilweise sogar Gegensätzliches. "Das Tier" wird so zum Konstrukt, zu einem diffusen Sammelbegriff ohne Definitionswert und reale Entsprechung, zu einer Negativ-Projektionsfläche und einem Repräsentanten für das Andere und das Minderwertige.

 

Schon im alltagssprachlichen Zusammenhang fällt auf, dass die Rede über Mitglieder anderer Arten, kurz "Tiere" genannt, häufig einen herabsetzenden Beiklang besitzt. Gerade dort, wo von realen Tierindividuen gar nicht die Rede ist, sondern die tierbezogene Rhetorik auf menschliche Handlungen oder zwischenmenschliche Auseinandersetzungen bezogen wird und somit nur als Metapher dient, wird die negative Färbung des Tier-Begriffs deutlich. Nicht nur Schimpfwörter wie "Du Schwein!", "Dieser dreckige Hund ...", "Die blöde Ziege, alte Kuh" usw. werden bis heute dem Tier-Begriffsfeld entlehnt und verdeutlichen, dass die Übertragung der speziellen Tierbezeichnung auf eine menschliche Handlung oder Person Missbilligung, Verachtung oder Abscheu ausdrücken soll. Die Konnotation des Begriffes "Tier" beinhaltet darüber hinaus in hohem Maße das moralisch Verwerfliche, Schmutzige, Abartige, ja Minderwertige. Das so genannte "Tierische", eine adjektivische Wortschöpfung, die im 16. Jahrhundert das mittelhochdeutsche Wort "tierlich" verdrängte, hat mit dem neutralen lat. Wort "animal" ("lebendes Wesen", "beseeltes Geschöpf", von "anima" - Atem; Seele, Leben) nichts mehr gemeinsam, sondern entspricht der negativen Bedeutung des lat. Begriffs "bestia". Die Bestie, die sprachgeschichtlich und assoziativ als Gegenbegriff zu "Mensch" erscheint und - im Gegensatz zum "Humanen" - für das Brutale, Rohe und "Unmenschliche" steht, wohnt dem heutigen Tier-Begriff nach wie vor inne.

Sich zu ver halten "wie ein Tier", heißt nach allgemeinem Sprachverständnis, gewalttätige oder grausame Handlungen zu begehen, heißt einen Mangel an Kontrolle zu besitzen oder gar "böse" (bösartig) zu sein. Derjenige, dem dies unterstellt wird, stellt sich außerhalb der menschlichen Ge-

meinschaft, wird bestraft und läuft sogar Gefahr, seine Menschenwürde und somit seine Rechte zu verlieren.

Tierliche Individuen können - das macht das Alltagssprachverständnis auch deutlich - ihre Rechte gar nicht erst verlieren, da sie keinerlei Rechte besitzen: So signalisiert die Empörung darüber, dass jemand

"erschlagen wurde wie ein Hund" oder "abgestochen wurde wie ein Schwein", auch nur die Kritik daran, dass Menschen behandelt wurden "wie die Tiere" - oder noch schlimmer: "wie Vieh". Idiome dieser Art

beinhalten folglich keine Kritik am hier zitierten Umgang mit Tieren, der als gegeben und normal be- trachtet wird. Die Empörung gilt primär dem Umstand, dass in diesen Fällen menschliche Individuen brutal, entwürdigend und rücksichtslos behandelt werden, d. h. die Kritik gilt der durch die  Gewalthandlung realisierten Gleichsetzung mit Tieren.

Dass tierliche Individuen selbst millionenfache Opfer der gesellschaftlichen Herrschafts- und Gewaltverhältnisse sind, wird systematisch verschleiert, auch und besonders mit Hilfe sprachlicher Konventionen. Das Problem beginnt nicht erst bei zynischen Begriffen wie der "Ernte" als Bezeichnung für die tausendfache qualvolle Tötung von Pelztieren per Genickbruch oder Vergasung oder beim hunderttausendfachen Erschlagen von Robben. Wie Schopenhauer schon bemerkte, beginnt das ei-

gentliche Problem bereits bei der gezielten Verfremdung von Lebensaktivitäten und Handlungen, die menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen gemeinsam sind: Wenn Tiere "fressen" statt zu essen, "werfen" statt zu gebären, "verenden" oder gar "eingehen" statt zu sterben, steht dies für die Minderwertigkeit ihrer vitalen Vorgänge, die als dumpf und fast mechanisch hingestellt werden. Hier wird sprachlich signalisiert, dass die angeblich niedere, vernunftlose Lebensform nicht Subjekt, nicht menschenähnlich sein kann, weshalb Tiere auch - wie Bücher als industrielle Massenprodukte - als "Exemplare", und nicht als Individuen bezeichnet werden. So lange sie nicht als Ware, zerlegt oder

zubereitet auf einem Teller präsentiert werden, gelten ihre toten Körper in der karnivoren Gesellschaft als "Kadaver" oder "Aas" - nicht als Leichen.

Wenn wir mit Wittgenstein bedenken, dass die Grenzen der Sprache auch die Grenzen der Welt, d. h. die Grenzen der individuellen und kollektiven Weltinterpretation bedeuten, wird klar, in welchem Umfang

auch die speziesistische Ideologie mit Hilfe der Sprache den Blick manipuliert, andere Wahrnehmungs- möglichkeiten verdeckt und eine Sonderwelt konstruiert, die den menschlichen Herrschaftsinteressen entspricht.


Wie aber lässt sich der minderwertige Status andersartiger Lebewesen in der westlichen Vorstellungs- welt, in der symbolischen Kultur erklären? Wie also entstand dieser für die alltägliche Behandlung der so genannten "Tiere" maßgebliche Überbau, der die Legitimationsbasis für systematische Ausbeutung und industriellen Massenmord darstellt?

 

4. Kulturgeschichtliche Hintergründe

 

Obwohl die faktische Degradierung tierlicher Lebewesen und die Gewöhnung an deren Beherrschung zweifellos mit der Geschichte der Domestikation, mit Zucht und Umzüchtung einzelner Spezies vor ca.

10.000 Jahren im Nahen Osten begann, entwickelte sich eine konsistente Theorie von Herrschaft und natürlicher Ordnung erst mit der Heraufkunft und dem politischen Siegeszug des Christentums. Die zwar

allen Kulturen inne wohnende aber stark variierende Art der kollektiven Identitätssicherung und Abgrenz- ung, d. h. der Unterscheidung zwischen Innen und Außen, zwischen Eigengruppe und Fremdgruppe erlebte mit der jüdisch-christlichen Weltdeutung eine entscheidende Veränderung.

Vergleicht man z. B. die im buddhistischen Kulturraum verankerten Vorstellungen von der Einheit der Gesamtwirklichkeit (holon) und der Existenz eines göttlichen Prinzips in den lebenden Wesen (6), die unablösbar in immer neuen Zeitenfolgen miteinander verknüpft sind, mit der abendländischen Tradition, so wird der Unterschied deutlich: Für die Hauptströmungen des jüdischchristlichen aber auch des stark hierarchieorientierten antiken Weltverständnisses wäre eine durchgehend einheitliche Gesamtwirklich- keit ebenso fremd wie die Idee einer zeitübergreifenden Verknüpfung der lebenden Wesen, die nicht nur sie selbst sondern immer zugleich auch "die Anderen" sind, also durchlässige Identitäten besitzen. Während in der buddhistischen Kultur die Grenzen zwischen Eigenem und Fremdem relativ flüssig bleiben, zumal der Reinkarnationsgedanke die Transformation von Jedem in jeden Anderen bzw. (fast) alles ermöglicht, kennt das westliche Ordnungsschema eine klare und unüberbrückbare Kluft zwischen Innen und Außen, Ich und Du, Diesseits und Jenseits, Gott und Mensch, Mensch und Tier etc. Diese tiefenkulturellen Unterschiede bringen selbstverständlich auch andere soziale Normen mit sich, z. B. im Hinblick auf die Frage nach dem Tötungsrecht gegenüber Tieren und dem Fleischverzehr.

Wenngleich das westliche Weltbild mit seinen tradierten Wahrnehmungsmustern verschiedene Variationen in einzelnen Gesellschaftsformationen durchlief, blieben die wesentlichen Komponenten seiner Tiefenstruktur konstant (ich nenne hier aus Zeitgründen nur diejenigen, die für die Mensch-Tier-Frage relevant sind und die sich herrschafts- und gesellschaftspolitisch besonders stark in der historischen Entwicklung niedergeschlagen haben):

 

Die Vorstellung eines allmächtigen, transzendenten männlichen Schöpfergottes; die Idee der Auserwähltheit der eigenen Gruppe und die einer "naturgegebenen" hierarchischen Ordnung der Dinge und Wesen; ein lineares Verständnis der Zeit, an deren Ende ein ultimativer Kampf zwischen Gut und Böse, Verdammnis oder Erlösung (Apokalypse) steht - und die auch durch die antike Philosophie verbreitete Zwei-Welten-Lehre, die fortgesetzt binäre Schemata hervorbringt: Diese zeigen sich in der Aufspaltung von Attributen, Dingen und Wesen in wertbezogene Begriffspaare wie Gut oder Böse, Gott oder Satan, Geist oder Materie, Kultur oder Natur, Mann oder Frau, Mensch oder Tier, Vernunft oder

Trieb usw. Die Asymmetrie und Wertigkeit dieser Oppositionen wird deutlich, wenn man bedenkt, dass im jüdisch-christlichen Glaubenskomplex der Mensch, genau genommen: der männliche Mensch, das Ebenbild Gottes und die Spitze der Schöpfungsordnung darstellt, dem aus dieser Position heraus die Herrschaft über die Natur bzw. den "Rest der Schöpfung" verliehen wurde: Denn damit stehen der Mensch als Mann, der Geist und die Kultur auf Seiten Gottes, des Guten und des Herrschenden, während die Materie, die Natur, die Frau und das Tier der Seite Satans und des Bösen zugeordnet und als das zu Beherrschende definiert werden.

 

Die Postulate der menschlichen bzw. männlichen Gottesebenbildlichkeit und des biblischen Herrschaftsauftrags über andere Lebewesen (7) benötigten in der historisch-politischen Praxis ein Erziehungsmodell, das sowohl die "gottgewollten", idealisierten Gattungsmerkmale des Menschen als auch einen Gegenentwurf hierzu festschrieb. "Das Tier", ursprünglich in der semitischen Alltagskultur vorrangig als Brandopfer und Fleischlieferant betrachtet, bildete als beherrschbares und dem religiösen Gesetz nach zu beherrschendes Wesen die ideale Projektionsfläche für das Böse, Gottferne und Anti-Menschliche. Im Kampf gegen die alten Tiergottheiten und mächtigen Konkurrenzreligionen der Zeit wurde "das Tier" als politisches Symbol des erstarkenden Christentums und seiner radikal anthropozentrischen Orientierung (menschengestaltige Vater-Gottheit und Erlöserfigur des Sohnes, Heilsversprechen und Unsterblichkeitsverheißung nur für Menschen) neu besetzt. (8) War die

Brandmarkung des Tieres in Gestalt der Schlange schon im biblischen Ursprungsmythos angelegt, so geriet es fortan erst recht durch die Prophezeiungen der Apokalypse in den Verdacht, als Inkarnation Satans aufzutreten oder an der Seite von Hexen, Zauberern und dunklen Mächten als Abgesandter des Bösen zu wi rken. (9) In dieser Funktion beherrschte das Tier-Bild Jahrhunderte lang den Volksglauben,

schürte Ängste und lieferte Argumente für die frühneuzeitlichen Tierprozesse, denen tausende reale Tierindividuen zum Opfer fielen. Das "diabolische Tier" oder tierähnliche Mischwesen beeinflussten die Literatur bis ins 19. Jahrhundert (Dracula, Frankenstein, Werwölfe, Dr. Jekyll/Mr. Hyde) und geistern bis heute, zum Beispiel in Form von "Killerbestien" und "Mörderspinnen", in der westlichen Trivialkultur herum. Bis heute besteht auch die symbolische Funktion dieser modernen Chimären und tierlichen Horrorakteure darin, die allgegenwärtige Bedrohung von Zivilisation und Ordnung zu suggerieren und den Sieg über die "Bestie" nach einem mehr oder minder festen Ablaufschema rituell in Szene zu setzen.

Der Dualität von Gott und Satan entspricht somit strukturell die Konstruktion der Dualität von Mensch und Tier. Der unsterblichen Seele des Menschen, seiner Heilsberufung, seiner Teilhabe an der göttlichen Vernunft und seiner Willens- bzw. Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse entsprechen in dieser Vorstellungswelt ex negativo die abschreckenden Merkmale des Tieres: Seelenlosigkeit, Vernunftmangel, Determiniertheit, Triebhaftigkeit und Sterblichkeit. Das disziplinierende Moment dieser Konstruktion wird darin deutlich, dass sich diese Gegensätze im (Entwurf des) Menschen mit der selben Asymmetrie und Wertigkeit widerspiegeln. Gemäß dem westlichen Zivilisationsprojekt ist es Aufgabe

des Menschen als "Bewohner zweier Welten", dem Ideal des Geist- und Vernunftwesens zu entsprechen, d. h. seine "innere Natur" und Körperlichkeit zu bezwingen. Wer dem nicht in gesellschaftlich zufriedenstellendem Maße nachkommt, läuft Gefahr, als tierähnlich eingestuft und im Zweifelsfall einer ähnlichen Behandlung wie reale Tiere unterworfen zu werden.

 

Auch für die dominanten ideengeschichtlichen Konzepte in der Antike, im Mittelalter, der Renaissance und der Aufklärung bis weit in das 20. Jahrhundert blieb das Tier-Bild die Kontrastfolie zur eigenen Positionsbestimmung in der Weltordnung, für den Entwurf neuer Menschenbilder und für politisch-soziale Erziehungsprogramme aller Art. Daher standen auch hier in der Regel nie Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und tierlichen Individuen im Vordergrund, sondern oftmals akribisch gesuchte Differenzmerkmale, die für die Entwicklung neuer antithetischer Konstruktionen - hier "Mensch", da "Tier" - verwendet werden konnten. Bei den meisten der besonders wirkungsmächtigen Theorien - etwa von Aristoteles, Thomas von Aquin, Luther, oder René Descartes - fällt zudem auf, dass sie eine wesensmäßige Ungleichheit und eine hierarchische Seinsordnung nicht nur auf das Mensch-Tier-

-Verhältnis sondern auch auf die Verhältnisse zwischen menschlichen Gruppen beziehen.

Zweifellos spielten die zunehmenden ökonomischen Interessen an der Ausbeutung anderer Spezies, und damit der Wunsch nach einer ethischen und psychohygienischen Entlastung bei Misshandlungen und Tötungen eine wichtige Rolle dabei, dass "das Tier" in der Neuzeit als ein auf Körperlichkeit reduziertes, jede Subjekthaftigkeit entbehrendes Stück "lebende Materie" wahrgenommen wurde. Mit einem Blick auf den Siegeszug der "mechanistischen Philosophien" bemerkt Fiddes, dass im Gegensatz dazu "ältere, ‚organische' Philosophien sich auf die Ausbeutung der physischen, tierlichen und menschlichen Ressourcen unter Umständen einschränkend ausgewirkt hätten ... Wenn es darum

ging, die stetig wachsende Macht der industriellen Produktion zu rechtfertigen, wurde immer wieder, schon fast wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die Ethik einer menschlichen Überlegenheit beschworen.

Andererseits exerzierte die Industrie die Ausbeutung der Natur beispielhaft vor. Sie wurde so als Bestätigung unserer offensichtlichen Andersartigkeit und unserer natürlichen Überlegenheit angesehen."(10)

Gleichzeitig aber blieb die gesellschaftspolitische Funktion des Tier-Bildes als Erziehungs- und Herrschaftsinstrument im Rahmen des europäischen Zivilisationsprozesses durchgehend erhalten, zumal sie sich ideal mit dem menschenbezogenen Überlegenheits-Dogma verbinden ließ. Entsprechend den schon aus der Antike (platonischer Idealismus, Natur- und Politikkonzept bei Aristoteles, Lehre der Stoa) bekannten Entgegensetzungen von Idee versus Erscheinung, Geist versus

Natur, Seele versus Körper, Ordnung versus Chaos bildeten die Vernunft, die Sittlichkeit und die Selbstbeherrschung die grundlegenden Leitwerte für geordnete hierarchische Staatswesen. Die Idee einer zweckgerichteten Seinsordnung, in der das Unvernünftige zum Nutzen des Vernünftigen gemacht worden sei und von diesem beherrscht werden müsse, wurde am "Tier" als dem vermeintlich unvernünftigen, naturverhafteten und determinierten Lebewesen vorexerziert und sanktioniert. Damit konnten auch alle Menschengruppen, denen Vernunftmangel, Sittlichkeitsdefizite, Triebleitung, und damit eine wesensmäßige "Naturnähe", vielleicht sogar Gefährlichkeit, zugeschrieben wurden, als weitgehend rechtlos und als zu beherrschende Subjekte bzw. Objekte betrachtet werden.

Dies betraf prinzipiell Kinder, Frauen, Sklaven, "Irre", Besitzlose und ethnische Gruppen wie "Zigeuner", ebenso wie Personen mit "normabweichendem" Verhalten wie z. B. Homosexuelle. Potentiell bezog sich dieses Argumentationsschema jedoch auf auch auf Nonkonformisten aller Art, die ihre Unvernunft durch eine andere Lebensführung oder eine Kritik der bestehenden Herrschaftsverhältnisse "bewiesen".

Die systematisch durch die idealistische Philosophie seit der Aufklärung - von Kant über Feuerbach, Hegel und (auch) Marx bis zur philosophischen Anthropologie - ausformulierte Idee, dass der Mensch als Gattungswesen den Endzweck einer unaufhaltsam zur Vernunft strebenden Naturgeschichte darstelle, lieferte ein neues Argument für die Andersartigkeit und Minderwertigkeit "des Tieres". Obwohl sich hinter dieser entwicklungsgeschichtlichen Variante des herrschaftslegitimierenden Vernunftprimats offensichtlich die älteren, religiös-metaphysischen Dualismen Geist versus Natur, Seele versus Körper, Mensch versus Tier mit ihrem charakteristischen Wertgefälle verbergen, erscheint diese Konstruktion auf den ersten Blick dynamischer und offener. Fakt ist allerdings, dass der Status der Tiere gerade durch die verzeitlichte, teleologische Vorstellung, nach der das Niedere evolutionär zum Höheren, das

Vergängliche zum Unsterblichen, die Natur zum Geist, der Körper zur Seele und "das Tier" zur Menschwerdung strebt, nochmals entscheidend abgesenkt wurde. Das Ältere, Vorgängige oder minder Komplexe erlebte - bis auf wenige Ausnahmen im Bereich der Romantisierung des Natürlichen oder Exotischen - generell eine weitere Entwertung, da es als das geschichtlich Überholte verstanden wurde.(11) Entsprechend dem Glauben an einen linearen Fortschritt und eine auf Vervollkommnung

angelegte Stufenordnung der Lebensformen fand diese Argumentationsfigur besonders im 19. Jhd. ihren realgeschichtlichen Niederschlag in der zunehmenden Beherrschung der äußeren Natur, der

Unterwerfung fremder, als primitiv geltender Völker und Kulturen und in der immer systematischeren Ausbeutung von Tieren. Letztere wurden gemäß den Erfordernissen der bürgerlichen Warengesell-schaft fast durchgehend zu Mitteln und Werkzeugen degradiert. Damit erfuhr der schon im Humanismus und in der Aufklärung propagierte Gedanke, dass Tiere nur eine Art entwicklungsunfähige Vorform auf dem Weg zum Menschen und ein von der Natur gestiftetes Material für dessen Bedürfnisbefriedigung seien, im Zuge der Industrialisierung, der Entwicklung neuer landwirtschaftlicher Zuchttechniken und Haltungsformen und der Ausweitung des wissenschaftlichen Tierversuchs seinen endgültigen Durchbruch.

Gleichzeitig bleibt diese säkular erscheinende Auffassung aber auch der älteren religiöstiefenkulturellen Tradition verbunden: Aus dem Menschen als der "Krone der Schöpfung" wird - nach dessen gelungener

kultureller Selbstinthronisierung und Naturgeschichtsumdeutung - der "Zweck der Natur", aus der Idee, dass Gott dem Menschen die Tiere zu seinem Nutzen geschenkt habe, wird die Vorstellung ihrer naturgegebenen Nutzbarkeit als Mittel für menschliche Zwecke.

 

 

5. Speziesismus als (auch) menschenbezogenes Deklassierungsschema

 

Da das Bedürfnis nach Aufwertung des Selbst und der eigenen Gruppe oder Gesellschaft nicht nur ein psychologisches ist, sondern auch sehr konkret aus ökonomischen Interessen und Herrschaftsan-sprüchen erwächst, ist es erklärlich, dass sich das tiefenkulturelle Grundmuster der dualistischen Welteinteilung bis heute unterschwellig aber machtvoll erhalten hat. Mit seinem Gegensatz von Kultur und Natur sowie Mensch und Tier lieferte es eine grundlegende kulturelle Orientierung, ein zivilisato-

risches Erziehungsprogramm, eine jederzeit erweiterbare Legitimation für soziale Ungleichheitsord- nungen und einen Freibrief für alle Spielarten der Naturbeherrschung - bis hin zum Menschen.

Die Auffassung, dass die faktische Unterjochung der Mitglieder anderer Arten eine Art Modellfunktion für den Umgang der Menschen untereinander, für die Strukturierung ihrer Gemeinschaften nach hierarchischen und herrschaftsorientierten Mustern besaß und besitzt, wird mittlerweile von einer wachsenden Zahl kritischer Forscherinnen und Forschern vertreten.

So geht Patterson in seinem Buch "Eternal Treblinka" davon aus, dass die gewaltförmige Geschichte der Domestikation und die Unterwerfung der Tiere als historisches Vorbild für andere, nämlich menschenbezogene Unterdrückungsformen wie z. B. die Sklaverei diente. Patterson führt an, dass man "in Sklavenhaltergesellschaften ... die Sklaven mit denselben Methoden unter Kontrolle (hielt) wie die Tiere - man kastrierte sie, brandmarkte sie, peitschte sie aus, legte sie in Ketten und schnitt ihnen die Ohren ab. Das Postulat der menschlichen Vorherrschaft, mit dem die Menschen sich von der Fürsorge und Verantwortung für die Tiere lossagten (...) legitimierte auch die Misshandlung jener Menschen, die angeblich auf der >Stufe von Tieren< standen.“(12)

Generell bedeutet dies, dass "die tiefe Kluft zwischen Mensch und Tier... einen Maßstab zur Beurteilung anderer Menschen (lieferte), in der eigenen unmittelbaren Umgebung wie auch anderswo. Wenn man das Wesen des Menschlichen so definierte, dass es aus einer bestimmten Eigenschaft oder einer Gruppe von Eigenschaften wie Vernunft, verständliche Sprache, Religion, Kultur oder Umgangsformen bestand, dann folgte daraus, dass jeder, der diese Eigenschaften nicht in vollem Maße besaß, ein ‚Untermensch' war. Solche ‚Minderwertigen' galten entweder als nützliche Tiere, die man an die Kandare nahm, domestizierte und fügsam hielt, oder als Raubtiere oder Ungeziefer, das ausgerottet werden musste.

Dieses hierarchische Denken - ein Produkt der Versklavung und Domestizierung von Tieren, die vor 11.000 Jahren begonnen hatte, duldete und begünstigte die Unterdrückung von Menschen, die man als Tiere oder tierähnlich betrachtete."(13)

Sowohl in der realgeschichtlichen Entwicklung der europäischen Zivilisation als auch in ihrer symbolischen Kultur, ihren Normen- und Wertesystemen spielt die hierarchische, asymmetrische Zweiteilung der Welt eine entscheidende Rolle. Militärisch-expansionistische Unternehmungen, Zwangsmissionierung, Kolonialismus und Imperialismus basierten nicht nur auf dem Interesse an Selbstbereicherung, Machtausdehnung und Gewaltanwendung, sondern wurden und werden fast immer auch getragen von weltanschaulich-ideologischen Überzeugungen "nach innen" und Rechtfertigungsmustern "nach außen". Es sind nach den Befunden der Geschichtswissenschaft aber auch der Friedens- und Konfliktforschung erwiesenermaßen gerade die traditionellen kulturimmanenten "Glaubenssätze", d. h. solche, die sich auf eine jenseitige Macht, ein ewiges Prinzip oder eine "höhere" Aufgabe berufen, die ein hohes Gewaltpotential in sich bergen.

So leitet sich aus der religiösen Idee der metaphysisch begründeten Sonderstellung des Menschen gegenüber allen anderen Lebewesen die Idee der politischen und sozialen Einzigartigkeit einer bestimmten Menschengruppe ab. Hier wird eine Sonderstellung innerhalb der eigenen Spezies reklamiert, die den Exklusivitätsanspruch bereits durch sprachliche Mittel und entsprechende Selbstbezeichnungen markiert. Im religiösen Kontext trifft dies zu auf die Selbstdefinition des von Gott

"auserwählten Volkes", d. h. je nach historischem Fokus auf die frühen Juden, die Christen des Mittelalters und der Neuzeit oder die US-amerikanischen Gesellschaft, die nach ihrem Selbstverständnis in "God's own country" lebt und das "Reich des Guten und der Freiheit" repräsentiert.(14)

Analog zur traditionellen Abgrenzung des Menschen gegenüber Mitgliedern anderer Spezies bringen derartige ausschließende Selbstbestimmungen stets asymmetrische Gegenbegriffe hervor und erzeu - gen damit qua Definitionsmacht Fremdgruppen, denen negative Eigenschaften zugesprochen werden. Nach diesem traditionellen Schwarz-Weiß-Muster, das bis heute ein zentrales Element von Ausgrenzungs- und Diskriminierungsprozessen bis hinein in die gezielte Erzeugung von Feindbildern durch die psychologische Kriegsführung ist, partizipieren z.B. die Mitglieder der Eigengruppe am göttlichen Geist, die Anderen sind gottverlassen oder ungläubig; die Eigenen besitzen eine Seele bzw.

Vernunft, die Anderen nicht, die Eigengruppe ist stets kultiviert und friedlich, weshalb die Anderen primitiv, wild und kriegerisch sein müssen. Das durchgehende Prinzip besteht darin, die eigene Gruppe als höherwertig, edel und "gut", die Fremdgruppe als minderwertig, gemein, "böse" und gegebenenfalls gefährlich auszuweisen.

Historisch betrachtet existieren viele solcher Begriffsoppositionen und Denkschablonen, die überwiegend direkt oder indirekt auf das Natur-oder Tier-Konstrukt zur Ausschließung und Deklassierung von Menschengruppen zurückgreifen. Hier seien nur wenige Beispiele zur Illustration genannt:

Die Griechen entwickelten den gedanklichen, begrifflichen und schließlich faktischen Gegensatz von

Hellenen und Barbaren, wobei es sich bei Barbaren - übersetzt "die Stammelnden" - um alle nicht-hellenischen und des Griechischen nicht mächtigen Völker handelte. Die Angehörigen dieser Völker galten als feige, kunstlos, gefräßig und grausam, während die Hellenen sich selbst als milde, gebildete und freie Bürger betrachteten.(15) Für die Vertreter der antiken Klassengesellschaft und die politischen Philosophen wie z. B. Aristoteles stand damit fest, dass diese Mitglieder nicht-hellenischer Völker auf Grund ihrer Andersartigkeit und ihrer "tierähnlichen Natureigenschaften"(16) geborene Knechte im Sin-

ne der "natürlichen" Herrschaftsordnung seien. Das heißt nach Aristoteles: " Jene, die soweit voneinander geschieden sind wie die Seele vom Körper und der Mensch vom Tier, (...) sind Sklaven von Natur (...) Von Natur ist also jener ein Sklave (...), der so weit an der Vernunft teilhat, dass er sie annimmt, aber nicht besitzt."(17)

Auch im Rahmen der spanischen Conquista, des Kolonialismus und des transatlantischen Sklavenhan- dels entwickelten sich diverse Konzepte und Argumentationsfiguren, die ihre Vorstellungen von "natür- licher Herrschaft", von Höher- und Minderwertigkeit dem Repertoire des Mensch-Tier-Gegensatzes entnahmen: Gemeinsam war und ist ihnen die ethnozentrische Unterscheidung, z. B. von Europäern und "Wilden", Weißen und Schwarzen sowie die protorassistische Überzeugung einer Überlegenheit der "zivilisierten" weißen "Rassen" Europas und Nordamerikas gegenüber den so genannten "wilden", "tierhaften", dunkelhäutigeren "Rassen" anderer Kontinente.

In den Worten des Philosophen und Gelehrten Ginés de Sepúlveda, eines wichtigen Verfechters der militärischen Unterwerfung und Versklavung der Indios, wird exemplarisch deutlich, wie kulturell vorge- gebene Hierarchie- und Wertigkeitsvorstellungen politisch instrumentalisiert werden: "An Klugheit und Scharfsinn, Tugendhaftigkeit und Menschlichkeit," bemerkt Sepúlveda, "sind die Spanier diesen Barba- ren so weitaus überlegen wie die Erwachsenen den Kindern und die Männer den Frauen; zwischen ihnen besteht ein ebenso großer Unterschied wie zwischen wilden, grausamen Menschen und solchen von großer Sanftmut, zwischen vollkommen maßlosen und solchen, die maßvoll und enthaltsam

sind, und fast möchte man sagen, wie zwischen Affen und Menschen."(18)

Nach Sepúlvedas Vorstellung gehören die Spanier offenkundig zur selben überlegenen Kategorie wie die Erwachsenen, die Männer und die Menschen, während die Indios der inferioren Gruppe der Kinder, Frauen und Affen, also den Tieren zugeordnet werden. Aus der typischen Sicht der Herrschenden schreibt er der eigenen Gruppe Klugheit, Menschlichkeit, Sanftmut und Enthaltsamkeit zu, wohingegen die menschlichen und tierlichen Mitglieder der unterlegenen Gruppe durch Wildheit, Grausamkeit und Maßlosigkeit charakterisiert werden. Da derartige Attribute einer gefährlichen "Naturnähe" schon im heimischen Spanien die "Notwendigkeit" einer "vernünftigen Herrschaft" über Frauen und Kinder, erst recht über Tiere begründeten, ließ sich hieraus auch ohne größere Mühe die Legitimation eines "gerechten Krieges" gegen die vermeintlich wilden Ureinwohner Latein- und Südamerikas ableiten.

Gestützt auf Vorwürfe der Schamlosigkeit, Unzüchtigkeit, Dummheit und Bösartigkeit eröffnet die Tier-Metapher mannigfaltige Strategien zur Unterjochung der Indios, die argumentativ von der "Umerziehung" im Rahmen des staatlich verordneten christlichen Missionsauftrags über tierbezogene Dämonisierungen und Abscheu-Bekundungen bis zum Plädoyer für eine "Endlösung" der Indianerfrage reichten: Während einige der Auffassung waren, die Indianer besäßen die Neigung, zu "rohen Tieren" zu entarten, gingen andere davon aus, dass mit der Tötung der Indianer auch Satan vertrieben würde. "Wer will leugnen," resümierte der Gelehrte Oviedo, "dass das Pulver, das man gegen die Heiden ver-

wendet, für Unseren Herrn Weihrauch ist?"(19)

Noch mehr als die indianischen Völker wurden schwarze Menschen zu den millionenfachen Opfern eines zuerst im Namen Gottes, dann im Namen der "zivilisierten Welt" geführten Kampfes gegen das vermeintlich "Naturhafte", Rückständige, Unberechenbare und Gefährliche. Ihnen gegenüber dominierte das eurozentrische Bild vom "tierhaften, ungezügelten ‚Neger'", das die weißen Kolonialherren zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert als ideales Propagandamittel zur Legitimation des transatlantischen Sklavenhandels entwarfen. Im Gegensatz zum ästhetisierten "Mohren", einer Kunstfigur, die sich einem europäischen Exotik-Modetrend verdankte, wurde das Konstrukt des "Negers" häufig mit Tieren bzw. dem "Tierischen", z. B. "Äffischen" in Verbindung gebracht.

Die Suggestion von Gefährlichkeit, Triebhaftigkeit und Immoralität ("haßverzerrter ‚Neger', der jenseits aller Moral seinen maßlosen Leidenschaften erlag ...."(20)), verwandelte den "Neger" dann auch oft -

ebenso wie das so genannte "Tier" - in ein "Sinnbild des Bösen".(21)

Die Idee, dass tierähnliche, "naturnähere" Menschengruppen die "geborenen" Sklaven, Knechte oder Feinde "naturferner", also "zivilisierter" Menschen seien, wurde bereits in der Antike und in Teilen der christlichen Lehrmeinung vertreten. Im rassistischen Diskurs und in den pseudowissenschaftlichen "Rassenlehren" des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erhielten derartige Auffassungen jedoch - zeitgleich mit der Entwicklung neuer Methoden in der agrarindustriellen Tierzucht - eine neue Dynamik. In den USA entstand eine umtriebige Allianz aus Tierzüchtern, Vererbungsforschern, Rassisten und Eugenikern, die angesichts befürchteter sozialer Probleme mit nicht-weißen Einwanderern und rassistischer Ängste vor einer ethnischen "Vermischung" Konzepte wie das des "sofortigen Export(s) der schwarzen Rasse"(22) entwickelte. Die am Aufbau der pseudowissenschaftlichen Eugenik-Netzwerke maßgeblich beteiligte Viehzüchterorganisation "American Breeders Association (ABA)" machte mit Blick auf die gewünschte Selektion Armer, Kranker, "Schwachsinniger" und Krimineller ("degeneriertes Zellmaterial") darauf aufmerksam, dass "die Ergebnisse, die wir durch die Unter-

drückung der Schwachen und durch die Züchtung nur der Besten erhalten, ... sich beim Menschen genauso erzielen (lassen) wie bei Rindern und Schafen" und schlug die massenhafte Sterilisation bei indigenen und marginalisierten Menschengruppen vor.(23) 

 

Im deutschen Kaiserreich zeigte sich der Erfinder des deutschen Schäferhundes, Rittmeister Max von Stephanitz-Grafrath, davon überzeugt, dass nicht-kämpferische, "schwache" Hunde als "Rassenabfall" zu gelten hätten, der sich noch nicht einmal als "Zuchtdünger" verwenden ließe. Mit Ernst Haeckel und Rassenhygienikern wie Alfred Ploetz teilte er darüber hinaus die Auffassung, dass der prophezeite Untergang der "arischen Rasse" durch "Vermischung" notfalls mit Hilfe der Sterilisierung und der Ermordung von "erbkranken" und "rassefremden Elementen" abzuwenden sei.(24)

Sozialdarwinistische und rassistische Vorstellungen dieser Art manifestierten sich in weiteren polemische Sprachschöpfungen, die Selbstaufwertung und eine extrem gesteigerte Fremdabwertung transportierten. Hierzu gehört besonders der Gegensatz von "Übermensch" ("Herrenmensch") und "Untermensch" ("Sklavenmensch"),(25) der ebenfalls als Variante des alten Dualismus "Mensch" versus "Tier" begriffen werden kann. Im dem besonders durch die nationalsozialistische Ideologie verbreiteten und zur Legitimation des Massenmordes an den europäischen Juden verwendeten Begriff des "Untermenschen" wird die ultimative Negation des Anderen bereits vorweg genommen:

der sprachlich-symbolische Ausschluss aus der menschlichen Gattung machte den Weg frei für die materielle, die physische Elimination. Da die Kategorie des "Untermenschen" nach der traditionellen Klassifikation in einer Art Niemandsland zwischen Menschen und Tieren angesiedelt ist, brandmarkt der Begriff die Bezeichneten als "tierisch" oder gar noch minderwertiger. Der "Untermensch" soll zusätzlich als krank und abartig, als Mutation des (eigentlichen) Menschen und als "Missgriff der Natur" stigmatisiert werden, was den rassenideologischen Zielen der Nazis vollends entsprach. Dieses propagandistische Kernelement des aggressiven Antisemitismus wurde gezielt mit dem Tier-Bild des Bösen, Zersetzenden und Ekeligen verbunden, konkret mit den Metaphern der "Ratten", des "Ungeziefers" und der "Schädlinge", die laut Propaganda den nationalsozialistischen "Volkskörper" "von innen" bedrohten und daher im Sinne einer "Säuberungsmaßnahme" zu vernichten seien.

Eine weitere - quer zu den historischen Beispielen liegende - Gruppe, der Naturhaftigkeit, Tierähnlichkeit und Vernunftmangel unterstellt wurde/wird, sind die Frauen. "Frauen", stellt Fiddes fest, "werden mit der Natur und mit Tieren gleichgesetzt, Männer sind mächtig, menschlich und zivilisiert."(26) John Lennon lieferte eine besonders pointierte Formulierung dieses Sachverhalts: "Die Frau ist der Neger der Welt."

Ebenso wie die Definitionsmacht des Menschen das nicht-menschliche Lebewesen und die Definitionsmacht des Weißen den farbigen Menschen als "das Andere" konstituiert, wird " die Frau ... in der Geschichte des europäischen Denkens als das andere des Mannes gedacht, in dem er lediglich sein alter ego sieht, das Gegenbild seines eigenen Wesens."(27)

Daher umfasst der Vorstellungskomplex des Weiblichen alles, was "man(n)" mit dem eigenen Selbstbild für unvereinbar hält und aussondern will, d. h. Defizite wie geistige und physische Schwäche, Passivität, Hilflosigkeit, Weichheit, Oberflächlichkeit und "Naturnähe".

Auch die Ursprünge dieser Assoziationen gehen auf die hierarchisch-dualistische Tiefenkultur des westlichen Denkens und seinen ideologischen Gegensatz von "Menschlichem" und "Tierischem" zurück. Vor dem Hintergrund der Natur- und Leib feindlichkeit des Christentums und der ebenfalls außerordentlich geistorientierten idealistischen Tradition der Antike wurde das Weibliche nicht wie in den Kulten der verdrängten Muttergottheiten als Symbol für das Substanzielle, für Fruchtbarkeit und natürliche Lebenszyklen, sondern als untergeordnete biologische Mängelkategorie betrachtet. Aus der ursprünglich verehrten "mater", der Mutter und Nährenden, wurde die Materie, die als das "nur" Stoffliche, Passive zum Gegenpol des aktiven Geistes stilisiert wurde. So wie der männliche Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes die Vernunft repräsentiert, wird dem weiblichen Menschen die Natur als Sphäre der Unvernunft zugeordnet.

"Natur" aber verweist in der patriarchalisch orientierten europäischen Zivilisationsgeschichte nicht nur auf Geist- und Gott-Ferne, sondern auch auf Wildheit und Ambivalenz, und damit auf ein permanentes Risiko und die Furcht vor dem (Wieder-)Erstarken des Beherrschten und Unterdrückten - seien es die eigenen Affekte, "wilde Tiere", Naturvölker oder unterdrückte Bevölkerungsgruppen. Daher birgt in dieser Sicht auch das Weibliche "gefährliche" Eigenschaften, die eine unbedingte soziale Kontrolle rechtfertigen: So werden der Frau - wie den Mitgliedern von Naturvölkern - Jahrhunderte lang Charakteristika der Leichtfertigkeit und sexuellen Zügellosigkeit sowie eine insgesamt defizitäre Moralität, Unvernunft und Sündhaftigkeit unterstellt. Von der Frühneuzeit bis ins 18. Jahrhundert wird die Frau neben dem "als widerwärtig verfemte(n) Tier, das an Promiskuität gemahnt" und daher nach Horkheimer und Adorno die "Zerstörungslust der Zivilisierten auf sich zieht,"(28) zur idealen Projektions- fläche für das Obszöne, Magische und Böse. Damit gerieten in der Umbruchphase der Neuzeit gerade Frauen zwischen die Fronten des Kampfes zwischen alten Autoritäten und neuen Heilsverkündern, die jedoch - sowohl in den Reihen der Reformatoren als auch der Vertreter naturwissenschaftlicher Weltbilder - das negative Frauen-Bild und den Glauben an einen inferioren Status der Frau in der Seinsordnung übernahmen. Auf der Suche nach Erklärungen für eine aus den Fugen geratene Welt und getrieben von dem Wunsch, das "Böse", das Verunsichernde auszutilgen, machte man die Frauen als vermeintliche Trägerinnen magischen Geheimwissens und dunkler Umtriebe aus: Allein in der Zeit der Hexenverfolgungen kostete die unter der Folter der Inquisition "gestandene" Buhlschaft mit dem Teufel Zehntausende von Frauen das Leben.

Nach Horkheimer und Adorno war "die Idee des Menschen in der Männergesellschaft" stets darauf abgestimmt "grenzenlos Natur zu beherrschen" und "den Kosmos in ein unendliches Jagdgebiet zu verwandeln."(29) Die der alten religiösen Vorstellung entsprechende Herrschaftsposition, die Gottes- und Geist-Nähe des Mannes verwandelt sich im Zuge der Säkularisierung in die Idee einer prinzipiell unbegrenzten Freiheit des (männlichen) Menschen im Rahmen von Technikentwicklung und Naturbe- herrschung. Aus der Perspektive der sich selbst zum Maßstab setzenden und auf Fortschritt orientierten Männergesellschaft bleiben dabei "das Tier" und die Frau - bei allen Unterschieden - "naturgebunden" und somit auf der Seite des Unterlegenen, Beherrschten. Gerade in der auf Nützlichkeit und Produktivität fixierten bürgerlichkapitalistischen Gesellschaft schloss die geschlechtsspezifische Arbeits-

teilung Frauen lange Zeit aus dem Bereich der Produktion aus, was wiederum als Beleg für das "natürliche Wesen" und die passive Rolle der Frau im Rahmen weiblicher Reproduktionsarbeit gewertet wurde.

So geben Horkheimer und Adorno ironisch die patriarchale Überzeugung wieder, dass die Frauen

"... keinen selbständigen Anteil an der Tüchtigkeit (haben), aus welcher diese Zivilisation hervorging ... Die Frau ist nicht Subjekt. Sie produziert nicht, sondern pflegt die Produzierenden..."(30) 

 

Tiere und Frauen verbindet, dass sie im "unendlichen Jagdgebiet" des Mannes auch ganz konkret als Beute und Opfer auftreten. So lassen sich vielfältige Verbindungen zwischen Frauen und (gejagten) Tieren oder zerlegten Tierkörpern nachweisen, die sich vom Bedeutungsfeld der Jagd über das Ritual des Fleischessen und die Pornografie bis hinein in Gewaltdarstellungen und Gewalthandlungen erstrecken.(31) Auch der Sozialanthropologe Fiddes gelangt zu dem Schluss, dass es "ausgeprägte Parallelen (gibt) zwischen dem Fleischsystem und der Terminologie, die Männer benutzen, wenn sie in pornographischen Zusammenhängen oder am Stammtisch über Frauen reden. Es scheint, als sei das eine Ausbeutungssystem dem anderen nach gebildet ..."(32)

Dabei stelle "die Beschreibung von Frauen in Begriffen aus der Jagd- und Viehzuchtsprache" nur einen wichtigen Aspekt des metaphorischen Gebrauchs des Wortes Fleisch dar: "sie kann geritten, gezähmt oder mit einem Stallknecht verheiratet werden ... Der Mann geht zum ‚Viehmarkt', um dort einen ‚Fang' zu machen, oder ‚auf die Jagd'. Für manche Männer sind Frauen ‚Freiwild'."(33) In der an tier- und frauen-feindlichen Assoziationen reichen Jägersprache finden sich darüber hinaus Begriffe wie das "Luder", mit dem ein totes "Stück Wild", speziell eine verwesende Tierleiche ("Aas") zur Anlockung von "Raubwild" bezeichnet wird, oder die "Schnalle", die sich auf das Geschlechtsteil des (generell zur "Ausmerze" anstehenden) weiblichen "Raubzeugs" bezieht. Dass derartige Spezialbezeichnungen - Luder, Aas, Schnalle - auch in die sexistische Alltagssprache einfließen, zeigt sich darin, dass sie dort in gleichzeitig animierender und herabsetzender Weise zur Charakterisierung von Frauen eingesetzt werden.

Auch die im Zusammenhang mit Frauen überhäufige Verwendung von tierbezogenen Diminutiven, von Kosenamen wie "Häschen", "Kätzchen" erfüllt - ähnlich wie pejorative und sexualisierende Bezeichnungen ("Mieze") - die Funktion einer metaphorischen Instrumentalisierung und der Demonstration von Überlegenheit.

Den dualistischen Zuordnungen Geist = Mann = Subjekt versus Materie = Frau = Objekt entspricht auch der geschlechterbezogene Gegensatz aktiv versus passiv. Während Männer verbal im aktiven Sinne, nämlich als Jäger, Töter und Verzehrer mit Fleisch in Verbindung gebracht werden, gerät die Frau in der gewaltförmigen Perspektive eines auf Jagd, Aneignung und Unterwerfung gerichteten Geschlechter-stereotyps selbst zum passiven, toten "Fleisch". Indem Frauen mit Fleisch identifiziert werden, stehen sie symbolisch für ein "Stück" totes Tier, die minderwertige Materie und ein konsumierbares Objekt (die Redewendung "Der Mann isst Fleisch, die Frau ist Fleisch" gibt genau diesen Zusammenhang wieder). Nach Fiddes' Überlegungen ist das "Bild, das sich Männe von Frauen als Fleisch machen, ... ein Spezialfall des weitreichenden Zerrbildes von der Frau als Tier ... Fleisch ist ein hervorragendes Symbol für die Kontrolle des Mannes über die natürliche Welt. Die Tatsache, daß die Frau als Fleisch bezeich- net wird, kann als eine Aussage über ihre angeblich wildere gesellschaftliche Rolle und ihre Verfügbar- keit als eine natürliche Ressource der Männer verstanden werden."(34)

 

6. Resümee

 

An Hand dieser Analogien und Überschneidungen zwischen Tier-Konstrukt und menschenbezogenen Hierarchie- und Unterdrückungsformen wird deutlich, dass das gigantische System der Tierausbeutung,

der Dämonisierung, Versachlichung und Deklassierung nichtmenschlicher Lebewesen auch folgen- schwere Konsequenzen für die Wahrnehmung und Behandlung menschlicher Gruppen besitzt.

Mehr als 2000 Jahre lang diente die speziesistische Ideologie als verborgenes Herrschaftsinstrument, fungierte dieses Kernelement der dualistischen Tiefenstruktur des Westens als probates Mittel zur Legitimation "naturgegebener" Höherwertigkeit und Minderwertigkeit - sowohl in Bezug auf die Unter- jochung der Tiere als auch bei der Unterdrückung, Ausbeutung und Stigmatisierung bestimmter Menschengruppen. Schon die wenigen Beispiele haben gezeigt, dass im Rahmen dieser Logik fak-

tische biologische Unterschiede gezielt politisch instrumentalisiert, andere, neutrale Merkmale biologisiert oder schlicht für politische Zwecke konstruiert werden.

Die in der Rassismusforschung zentrale Kritik an der so genannten "Entmenschlichung" greift daher bei weitem zu kurz, wenn sie bei der Analyse von "Animalisierungsstrategien", also Strategien der

"Vertierlichung" von Menschen stehen bleibt, ohne das gewaltträchtige Grundmodell, die symbolische und materielle Ausbeutung der Mitglieder anderer Arten mit einzubeziehen und gleichsam zu problematisieren.

Ganz allgemein hat aber auch das tiefenstrukturelle Grundmuster, das sich mit dem Speziesismus verbindet, einen noch weiter reichenden Einfluss: Durch seine gespaltene und hierarchische Struktur unterstützt es gesellschaftspolitisch soziale Differenzen aller Art und bringt ständig neue hervor, die nur mit anderen, zeitgemäßen Etiketten versehen werden. Heute sind es verstärkt die auf ökonomischen Funktionalismus, auf Kampf und Konkurrenz bezogenen Leitwerte und Schlagworte der neoliberalen Ideologie. Zur Leitidee der gottgefälligen Herrschaft der Vernunft in Gestalt biologischer, moralischer, politischer und militärischer Dominanz mischt sich nun das Dogma der alles überragenden ökonomi-

schen Rationalität, die ihre "Heiligkeit" aus den "Gesetzen" des globalisierten Marktes bezieht. Unter dem Diktat der "Markttotalität" haben sich die alten Formen der Naturbeherrschung ausgeweitet und neue Formen sind hinzugetreten.

In all diese Prozesse sind die Tiere als Objekte und Opfer der Naturbeherrschung und Ausbeutung massiv mit eingebunden. Nicht nur ihr verzerrtes symbolisches Bild trägt dazu bei, die Stufenfolge der Diskriminierung und Unterdrückung zu erhalten. Der alltägliche Umgang mit Tieren, die Tatsache, dass sie nicht als Individuen betrachtet, sondern funktionalisiert, getötet und im Produkt zum Verschwinden gebracht werden - all das ist eine immer neue Bestätigung der alten hierarchischen Ordnung. Und es ist eine Bestätigung der angeblichen "Natürlichkeit" von Gewaltverhältnissen, die grundsätzlich mit Tätern

und Opfern, mit Siegern und Besiegten, mit Gewinnern und Verlierern zu tun haben. Insofern vollzieht sich auch in der Banalität des alltäglichen Fleischessens immer wieder das Ritual des Blutopfers und der Bemächtigung des Anderen, das dem Esser bestätigt, dass er auf der "richtigen", d. h. "siegreichen" und herrschaftsnahen Seite steht.

Es wird in Zukunft darauf ankommen, diese Zusammenhänge, d. h. die strukturellen und inhaltlichen Verbindungen zwischen Speziesismus, Rassismus, Sexismus und anderen Ausgrenzungsformen nicht nur auf moralischer Ebene zu kritisieren, sondern sie genauer zu untersuchen und die Ergebnisse in der Fachwelt und in einer breiteren Öffentlichkeit zu diskutieren. In diesem Sinne hat die Tierrechtsbewe- gung, ebenso wie die mit dem Mensch-Tier-Verhältnis befassten ForscherInnen, eine wichtige erweiter- te gesellschaftspolitische Aufgabe bei der Reduzierung oder gar schrittweisen Überwindung von Unterdrückung und Gewalt.

Anmerkungen:

 

(1) Horkheimer, Max (Pseud. Heinrich Regius), Dämmerung, (1934), S. 132 f.

(2) Galtung, Johan: Frieden mit friedlichen Mitteln. Friede und Konflikt, Entwicklung und Kultur, Opladen 1998. Nach Galtungs Zivilisationstheorie wird "okzidental" bzw. "westlich" in erweitertem Sinne verstanden, d. h. die jüdisch-christliche und die islamische Kultur werden auf der Grundlage ihres semitisch-monotheistischen Ursprungs und ihrer - tiefenkulturell betrachtet - fast identischen Denkfigu- ren, Vorstellungsmuster und Handlungsnormen zu einem gemeinsamen Weltanschauungstypus zusammengefasst. Die folgenden Zitate finden sich auf S. 380, 373.

(3) "Vegetismus" ist eine Sonderbezeichnung für den Vegetarismus in Galtungs Zivilisationstheorie. Das im Westen überwiegend anzutreffende Ernährungsmodell, der Karnivorismus, dem ein spezifisch hierarchisches Gesellschafts-Natur-Verhältnis korrespondiert, wird hier als "Karnismus" bezeichnet.

(4) Memmi, Albert: Rassismus, Hamburg 1992, S. 164. Siehe zum Folgenden S. 165.

(5) Memmi, a.a.O., S. 165.

(6) Die Frage, ob eine Kosmologie auf einer immanenten oder aber transzendenten Gottesvorstellung fußt, hat auch sozialstrukturelle und gesellschaftspolitische Konsequenzen. So ist es weitaus schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, die völlige Ausgliederung bestimmter Menschen- oder allgemein Lebewesen-Gruppen sowie ihre Stigmatisierung als "böse" im Rahmen einer Weltinterpretation mit immanentem Gottes-/Götterbild zu begründen, da das Göttliche mit ausgegrenzt/stigmatisiert würde.

(7) Die Bibel, 1. Buch Moses 9, 1-7.

(8) Vgl. hierzu Rifkin, Jeremy, Das Imperium der Rinder, Frankfurt/Main;New York 1994, S. 27 - 34.

(9) Vgl. zur Gestalt des Antichristen als "Tier 666": Offenbarung des Johannes, 12, 7-9; 13, 11-18. Man denke an die Gestalt des Teufels, der vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein mit Ziegenhörnern,

Eselskopf, Schweif und Bockfuß dargestellt wurde, d. h. mit tierphysiognomischen Elementen, die den bekämpften vorchristlichen Religionen und Kulten rund um die verschiedenen Tiergottheiten und tier- lichen Götterboten entstammten.

(10) Fiddes, Nick, Fleisch - Symbol der Macht, Frankfurt/M. 1993, S. 72.

(11) Melber spricht in diesem Zusammenhang von einer qualitativ neuen Kosmologie der Aufklärung und von der "'Verzeitlichung des räumlichen Nebeneinander' die ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstand". Seine These von der hierdurch produzierten "Dynamik der Negation", die die "Anderen zu Vorstufen der eigenen Entwicklung" erklärt, stößt allerdings - wie üblich - nicht bis zum Tier-Konstrukt vor (Melber, Henning: Rassismus und eurozentrisches Zivilisationsmodell: Zur Entwicklungsgeschichte des kolonialen Blicks, in: Autrata, Otger et al.: Theorien über Rassismus, Hamburg 1989, S. 35.).

(12) Patterson, Charles: "Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka". Über die Ursprünge des industrialisierten Tötens, Frankfurt/M. 2004, S. 25 (amerik. Originalausgabe: Eternal Treblinka. Our Treatment of Animals and the Holocaust, New York 2002).

(13) Patterson, Charles, a.a.O., S. 38 f.

(14) Neuerdings werden ähnliche Einzigartigkeitsvorstellungen auch im Rahmen von Mobilisierungs- strategien islamistischer Bewegungen propagiert. Gleichzeitig finden sich im aktuellen Globalisierungs- diskurs mit seiner neoliberalen Konkurrenzideologie wieder vermehrt und unhinterfragt Begriffe wie "Weltmacht", "wichtigste Militärnation", "führender Wirtschaftskonzern", die auf der selben Denkfigur einer rechtmäßigen Vorherrschaft einzelner Nationen, Gruppen oder ökonomischer Gebilde basiert.

(15) Vgl. Koselleck, Reinhart: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, a.a.O., S. 218f.

(16) Koselleck, Reinhart: Vergangene Zukunft, S. 220

(17) Aristoteles, Politik, zit. nach Todorov, Tzvetan: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen, Frankfurt/M. 1985, S. 184.

(18) Sepúlveda, J. Ginés de: Democrates alter (Démocrates segundo. De las justas causas de la guerra contra los Indios), Madrid 1951, zit. nach Todorov, Tzvetan, Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen, S. 185.

(19) Zit. nach Todorov, Tzvetan, Die Eroberung Amerikas, Das Problem des Anderen, S. 182 f.

(20) Martin, Peter: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußstein der Deutschen, Hamburg 2001, S. 262.

(21) Martin, Peter: Schwarze Teufel, edle Mohren, S. 259, 263.

(22) So Charles Davenport, amerikanischer Biologe, Rassist und Eugenik-Anhänger, der im Cold Spring Harbor Laboratory (N.Y.) zunächst Tierversuche zur Erforschung der "Gesetze und Grenzen der Vererbung" betrieb, um auf diesem Wege unter anderem "das Problem des Negers" zu lösen (Der Spiegel 5/2004: "Krieg gegen die Schwachen" - Edwin Black: War Against the Weak, Eugenics and America's Campaign to Create a Master Race, New York 2003).

(23) Der Spiegel 5/2004: "Krieg gegen die Schwachen".

(24) Wippermann, W., Berentzen, D., Die Deutschen und ihre Hunde, München 1999, S. 64.

(25) Siehe hierzu auch Koselleck, R.: Vergangene Zukunft, S. 244 - 259.

(26) Fiddes, Nick, Fleisch - Symbol der Macht, Frankfurt/M. 1993, S.181.

(27) Kimmerle, Heinz (Hg.): Das Andere und das Denken der Verschiedenheit, Amsterdam 1987, S. 11.

(28) Horkheimer, M./Adorno, Th. W.: Elemente des Antisemitismus, in Dies.: Dialektik der Aufklärung, Neupubl., Frankfurt/Main 1986, S. 181.

(29) Horkheimer, M./Adorno: Th. W.: Dialektik der Aufklärung, S. 264.

(30) Horkheimer, M./Adorno, Th. W.: Dialektik der Aufklärung, S. 264.

(31) Vgl. hierzu z. B. Adams, Carol J.: Zum Verzehr bestimmt, Wien/Mülheim a.d.R. 2002 sowie Griffin, Susan: Pornography and Silence: Culture's Revenge Against Nature, New York 1995.

(32) Fiddes, Nick: Fleisch - Symbol der Macht, S. 176.

(33) Fiddes, Nick: Fleisch - Symbol der Macht, S. 177.

(34) Fiddes, Nick: Fleisch - Symbol der Macht, S. 190